Michael Maier

von Dr. Michael Kuper

(Auszüge aus dem Nachwort in "Atalanta Fugiens")

Er war eine geheimnisvoll schillernde Gestalt, ein zweiter Merlin mit einem Allerweltsnamen: Michael Maier. »Jeder Mensch hat einen Mythos, der, wenn wir ihn nur kennen würden, alle seine Taten und Gedanken für uns entschlüsseln könnte«, mutmaßte der irische Schriftsteller William Butler Yeats. Der Lebensmythos des Michael Maier war die Alchemie als spiritueller Selbstfindungsprozess, hohe Kunst, Einweihungs- und Lebensweg. Er begann als pansophisch interessierter Sucher, wurde Kenner der Naturmystik und brachte es als Dichter-Alchemist bis zur Meisterschaft.
Alchemie und Hermetische Philosophie spielen eine zentrale Rolle in Maiers Gedankenwelt und seinem Traumideal vom Magischen Buch. Die Suche nach dem Visionären, nach Spuren der Erleuchtung und das Streben nach geistigen Erfahrungen mit Inspirationen und lichten Momenten bestimmen seinen enormen kreativen Eifer.
Der neu-lateinische Dichter, Arzt, Philosoph und Schriftsteller Michael Maier wurde 1568 als Sohn eines Seidenstickers und Tuchhändlers in Holstein geboren. In Kiel besuchte er die Lateinschule und zeigte eine ausgezeichnete Sprachbegabung. 1587 nahm er ein Studium an der Universität Rostock auf, das er in Frankfurt an der Oder fortsetzte. Dort erlangte der eifrige Student 1592 den Grad eines Magister artium. Nach ersten neu-lateinischen Gelegenheitsdichtungen wurde Maier zum kaiserlichen «Poeta laureatus« gekrönt.
Im Jahr 1595 studierte der Holsteiner Medizin in Padua. Nach einer Studienreise ins Baltikum wurde Maier 1596 in Basel mit seinen Thesen »De epilepsia« zum Dr. med. promoviert. Von Holstein aus durchstreifte Maier als reisender Arzt Teile Europas. Nachweislich praktizierte er zeitweilig in Rostock (1597), Königsberg und Danzig (1601).
Im Anschluss an eine Balkanreise zog es den Arzt und Schriftsteller 1608 nach Prag, wo Maier ein Jahr später in die Dienste von Kaiser Rudolf II. eintrat. Der saturnische Habsburger ernannte den vielseitigen Mann zum Hofpfalzgrafen, Ritter und Leibarzt ehrenhalber. Am Prager Hof hat Maier zumindest einige seiner Werke über Alchemie, Medizin und antike Mythologie verfasst.
In den jahren 1611 bis 1616 bereiste Michael Maier nach Aufenthalten in den Niederlanden das protestantische England. Dort machte er die Bekanntschaft hochberühmter Gelehrter und wurde Weihnachten 1611 auch von König James I. empfangen. Während seines Aufenthaltes in England verfasste Maier weitere Schriften, auch rosenkreuzerischen Inhalts, und übersetzte ausgewählte Werke der englischen Hermetiker Norton und Cremer ins Lateinische. 1618 ließ er in Deutschland eine Druckedition dieser Bemühungen besorgen.
m Jahr 1616 zog Maier nach Frankfurt am Main. In der Nähe zur Merianschen Stich- und Druckwerkstatt und in Zusammenarbeit mit den Verlegern Lucas Jennis und Johann Theodor de Bry arbeitete Maier an der Herausgabe seiner zahlreichen werke. diese erschienen oft prächtig illustriert, wie etwa das alchemistisch-mythologische Idealvorstellungen, Emblematik und Musik verbindende «Gesamtkunstwerk« des Barock:

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ATALANTA FUGIENS.
In kurzer Folge kamen Maiers umfangreiche Schriften zur Alchemie, antiken Mythologie, Naturphilosophie, Geschichte und Medizin heraus. Vorübergehend war Michael Maier 1618 auch als Leibarzt und Hofberater für den Landgrafen Moritz von Hessen in Kassel tätig.
Maier ließ sich 1620 als Arzt und Schriftsteller in Magdeburg nieder, wo er wahrscheinlich 1622 starb. Bis auf eine wurden die dort von ihm hinterlassenen Spuren bereits während der Zerstörung Magdeburgs im 30jährigen Krieg vernichtet.

Maiers umfassendes Werk von über 24 Bänden, das bis heute noch keine erschöpfende kritische Sichtung erfahren hat, stieß auf ein breitgefächertes Echo, vor allem in Deutschland und England. Einige Schriften inspirierten Stolcius, Fludd, Ashmole, Newton und andere Gelehrte in ihren Bemühungen um Erkenntnisgewinn zwischen Alchemie und Naturphilosophie.
Beeinflusst von Michael Maiers Werken und speziell der Atalanta Fugiens wurde der Maler und Magie-Historiker K. Seligmann. Hinweise und Anspielungen finden sich in den Werken von R. Horn, S. Polke u.v.a. Ästhetische Anleihen machten auch Filmalchemist Svankmajer, Zeichenkompilator Eco und Großpsychologe Jung.

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